Das zehnjährige Jubiläum wird am 29. Juni mit einer Andacht um 14 Uhr und anschließend mit Kaffee und Kuchen im 24-Shell-Autohof Gramschatzer Wald gefeiert.
In Deutschland gibt es 44 Autobahnkirchen und Autobahnkapellen. Eine davon ist die kleine Kapelle an der Autobahnausfahrt Gramschatzer Wald an der A7. Sie wurde am 24. Juli 2015 feierlich eröffnet. Das zehnjährige Jubiläum wird am 29. Juni mit einer Andacht um 14 Uhr und anschließend mit Kaffee und Kuchen im 24-Shell-Autohof Gramschatzer Wald gefeiert.
In der Reihe der mittlerweile 15 Raststätten der 24-Autohofkette hat die Kapelle im Hausener Gewerbegebiet „Am Wiesenweg“ ein Alleinstellungsmerkmal. Die Wegkapelle baute Alexander Ruscheinsky, der Gründer der „24-Autobahn-Raststätten GmbH“. Er widmete sie seinem guten Freund Heinz Oster. Architekt war Haymo Ruscheinsky aus Regensburg. Die Autobahnkapelle ist als Ort der Geborgenheit und „spirituelle Tankstelle für Menschen“ konzipiert.
Alexander Ruscheinsky wollte einen andächten Ort entlang der Autobahn bauen und inmitten einer reizüberfluteten Welt und eines belebten Umfeldes einen stillen Raum schaffen. Seine kleine Kapelle misst nur 28 Quadratmetern und hat lediglich 18 Sitzplätze. Aber sie lädt Einzelreisende, Touristen, Familien, LKW-Fahrende oder gar Busreisegruppen für ein kurzes Gebet oder zum Rückzug ein.
Mittlerweile hat die nächste Generation die Geschäftsführung der 24-Autohöfe übernommen. Dass auch den Kindern des Gründers die Kapelle am Herzen liegt, beweisen sie mit ihrem soliden Kontakt zu den zuständigen Kirchen und dass sie die Kapelle anlässlich des Jahrestages frisch streichen ließen. Auch für die Autohof-Pächterin Birgit Schenk ist es eine Selbstverständlichkeit, sich um die Kapelle zu kümmern. Gewöhnlich schließt sie sie um sechs Uhr früh auf und um 22 Uhr wieder zu.
Von den 44 Autobahnkapellen in Deutschland sind 19 evangelisch, acht katholisch und 17 ökumenisch. Seelsorglich betreut wird die Autobahnkapelle Gramschatzer Wald von der Evangelischen Kirchengemeinde Obereisenheim und dem katholischen Pastoralen Raum Bergtheim-Fährbrück. In deren Gemeindegebieten liegt die ökumenische Kapelle. Sowohl Pfarrer Ivar Brückner als auch Pastoralreferent Florian Meier sehen hier ein Paradebeispiel des gelebten Miteinanders ihrer Kirchen.
Für den evangelischen Geistlichen Pfarrer Brückner ist die Kapelle kein Ort für die Masse. „Der Raum zwingst niemanden etwas auf, aber bietet jedem etwas“, beschreibt er den Wert des Rückzugsorts. Er selbst mag das klare und indirekt beleuchtete goldene Kreuz als Zentrum, das Alpha und Omega an den Seitenwänden und die Sichtbetonwände, in die der Malter Ralf Peinl Kreuze und Symbole als Zeichen für Tod und Auferstehung geritzt hat.
Die schlichte Möblierung und gradlinige Ausstattung, der Ständer für Opferkerzen sowie die von der Akademie der Versicherer zur Verfügung gestellten Gebetshefte und Reisesegen kommen gut an. Es gibt auch einen Opferkasten für Spenden. Der Inhalt wird regelmäßig geleert und an die 24-AR Stiftung für Straßenkinder weiter geleitet. Sie unterstützt soziale Projekte im In- und Ausland, beispielsweise für Straßenkinder.
„Letztes Jahr waren besonders viele Menschen hier“, weiß Pächterin Schenk, dass „die Kapelle sehr gut angenommen wird“. Manche würden „einfach mal rein gehen und sich hinsetzen“. Andere lassen kleine Gegenstände wie Engel da. Und fast täglich gibt es mehrere neue Einträge im Anliegenbuch. Immer wieder auch in einer Fremdsprache.
Einige Einträge sind seitenlang wie in einem vertrauten Tagebuch. Manchmal wird eine schlichte Zeichnung wie eine Kirche, eine Sonne oder ein Stern dazu gemalt. Einige teilen mit, dass sie zufällig vorbei gekommen sind oder regelmäßig herkommen und wie der Raum auf sie wirkt.
Meistens schreiben Menschen persönliche Bitten für ihre Lieben ins Buch. Oft ist es ein Dank für einen schönen Urlaub oder eine unfallfreie Fahrt. Andere bitten Gott um Frieden in der Welt, für Einsame und Kranke, für ihre Verstorbenen, um Segen und seine schützende Hand. Am 21. April dieses Jahres, dem Todestag von Papst Franziskus, steht ein Gebet für ihn im Anliegenbuch und dazu: „Er hat sehr viel Gutes bewirkt für unsere Erde“.
Für Pfarrer Brückner beweist das Anliegenbuch die Sehnsucht der Menschen nach Geborgenheit. Ein Mann schrieb: „Ich bin kein gläubiger Christ, aber ich glaube an eine höhere Macht und hier ist es sehr angenehm“. Ein anderer Eintrag lautet: „Lieber Gott, wenn es dich wirklich gibt, beschütze bitte meinen Bruder“. Woanders steht: „Ich bin für jeden Hinweis dankbar, der mich an meinen guten Gott erinnert“ oder „Wie schön, dass es solche Orte gibt“.
Zur Feier des 10-jährigen Jubiläums mit der Andacht und dem Beisammensein sind alle eingeladen. Fahrradtouren der zuständigen Kirchengemeinden starten am Tag der Autobahnkirchen um 11:30 Uhr am Marktplatz in Obereisenheim und um 13:30 Uhr in Bergtheim.